Auf nach Hellas

Fahrt nach Athen

Neues Jahr, neues Glück. Nach einem ruhigen Jahreswechsel war es an der Zeit weiterzuziehen. Der Abschied von Besjan ( meinem albanischen Gastgeber) war sehr herzlich. Ich bekam zum Abschied noch eine Flasche selbstgemachten Raki geschenkt.Nur 20 Kilometer nach der Abfahrt hieß es Uhren umstellen. Griechenland liegt in einer anderen Zeitzone. Somit ist es hier eine Stunde später als daheim.

Kurz hinter der Grenze ein erster Stopp. Old Sagiada ist eines der verlassenen Dörfer Griechenlands. Hier wütete im Zweiten Weltkrieg die berüchtigte 1. Gebirgsdivision der deutschen Wehrmacht. Nachdem die Dorfbewohner vertrieben wurden (es gab einige Tote) wurde das Dorf durch cham-albanischen Kollaborationseinheiten bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Die Bewohner waren mittellos. Hatten nur ihre Kleidung am Leib und verteilten sich in den umliegenden Dörfern. Sie kehrten nie mehr zurück. Heute holt sich die Natur langsam den Platz zurück. Eindrucksvoll ist trotzdem noch immer die Architektur und natürlich die Lage auf den Bergen mit einem grandiosen Ausblick auf das Ionische Meer. Definitiv ein Geheimtipp. Der Straßenzug mit den Häuserfassaden, welche von Efeu bewachsen sind, wirkt wie verzaubert.

Weiter ging es noch knapp 500 Kilometer über gut ausgebaute griechische Straßen in die viertgrößte Stadt Europas. Nicht weit vom Stadtzentrum bezog ich Quartier und begab mich auf einen kleinen, ersten Erkundungsgang. Da ich eigentlich kein Großstadtmensch bin und in den vergangenen Monaten doch in eher überschaubaren Orten gelebt habe, war es fast ein Kulturschock. Viele Menschen waren unterhalb der Akropolis unterwegs. Ich möchte mir nicht vorstellen, wie es hier in der Saison zugeht. Nach dem Auftanken mit Bargeld ging es zurück zur Unterkunft und für mich ging ein schöner Tag zu Ende.

Die ersten Tage

Bei Tagesanbruch ging ich auf Entdeckungstour. Bei Tageslicht sieht doch alles noch einmal anders aus. Bekannte historische Sehenswürdigkeiten lagen an meinem Weg. Ich sah die Hadriansbibliothek, den Turm der Winde ( welcher früher als eine Art Wetterstation genutzt wurde) und die römische Agora ( hier wandelte seinerzeit Sokrates und hier ist die Wiege der demokratischen Idee). Für die Besichtigung der Akropolis und diverser Museen nehme ich mir noch gesondert Zeit. Definitiv eine Empfehlung ist der Zentralmarkt und die Straßen drumherum. Alle denkbaren Meerestiere, Fleisch, Obst und Gemüse und Gewürze sind hier zu erstehen.

Tags darauf ging es nach Piräus. Nicht nur der geschichtsträchtige Hafen ist sehr interessant. Piräus ist fast eine eigene Stadt. Viele archäologische Stätten sind hier verteilt. Nicht zuletzt gibt es hier herrliche Aussichten auf den saronischen Golf und dessen Inseln.

Bei einem abendlichen Spaziergang entdeckte ich eine kleine Bar, welche interessant aussah. Ich kehrte im „Berlin by 5 drunkmen“ ein. Wirklich klein, aber sehr gemütlich fallen zuerst die Zapfhähne an allen Tischen auf. Hier darf der durstige Gast sein Berliner Bier selbst zapfen und muss nicht auf die Bedienung warten. Nicht nur Berliner Bier ist dort zu haben, nein, Draftbiere aus aller Welt gibt’s frisch vom Fass. Ich genoss ein gutes Stout.

Nach ein paar arbeitsreichen Tagen war es an der Zeit, sich einige Dinge genauer anzuschauen. Bei wunderschönem Wetter (17 Grad und Sonnenschein) besuchte ich zuerst den legendären Flohmarkt von Monastiraki. Dort ist sonntags wirklich die Hölle los. Das ist nicht negativ gemeint. Ein ganzes Stadtviertel verwandelt sich in einen riesigen Basar (Handeln wird erwartet!). Dabei versprühen die kleinen Gassen ihren ganz eigenen Charme.

Danach ging es in das nahegelegene „Hellas Motor Museum“. Ein privat geführtes Automuseum, welches für Fahrzeugliebhaber unbedingt sehenswert ist. Zu Beginn des Rundgangs ist ein kleiner Nachbau einer Autowerkstatt aus dem Beginn des letzten Jahrhunderts zu bewundern. Dann ging es, vorwiegend mit Luxusmodellen, weiter mit Fahrzeugen von etwa 1900 bis in die 1960er Jahre. Viele Ferraris und Maseratis sind zu sehen. Aber auch BMW, Lamborghini, Rolls-Royce, Mercedes und Bentley stehen dort.

Kurzum eine sehenswerte Sammlung automobiler Ingenieurskunst. Natürlich kommen auch umweltschonende Fahrzeuge nicht zu kurz. So ist eindrucksvoll zu sehen, dass man bereits in den 1970er Jahren elektrische Cityflitzer mit einer Spitzengeschwindigkeit von beinahe 80 Kilometern pro Stunde und einer Reichweite von bis zu 150 Kilometern bauen konnte. Seien wir mal ehrlich, Kleinwagen heute können so viel mehr auch nicht. Wenn man mal bedenkt, dass die Entwicklung 50 Jahre zurückliegt. Das umweltfreundlichste Fahrzeug der Sammlung wurde allerdings von Fred Feuerstein gesponsort.

Zum Abschluss des Ausfluges gönnte ich mir einen leckeren großen Cappuccino in der Sonne mit einem grandiosen Blick auf die Akropolis.

Kap Sounion und der Tempel des Poseidon

Am Dienstag gelüstete es mich nach etwas Ruhe abseits der lauten Großstadt. Ja, Athen ist laut. Bei Tag und Nacht. Jeder, der meint, dass die Vorschriften über die Lautstärke von Abgasanlagen in Deutschland schwachsinnig sind, sollte sich einige Tage Athen gönnen. Hier scheint es keine Auflagen zu geben und das hört man. Motorräder mit weit über 100 Dezibel sind keine Seltenheit. Und die Fahrer dieser Maschinen zeigen natürlich auch, was sie können. Ich sage nur Irrsinn, der auf Dauer krank macht und Passanten wie Anwohner aufs Ärgste nervt.

Zurück zum Thema. Ich fuhr nach Süden zum Kap Sounion. Dort befindet sich auch der Tempel des Poseidon. Eine sehr imposante Ruine mit einem noch imposanteren Ausblick. Vor etwa 2.500 Jahren wurde der Tempel zu Ehren Poseidon erbaut und war Anlaufpunkt vieler Seeleute, die vor oder nach ihren Reisen dort um Segen baten oder sich für die erfolgreiche Fahrt bedankten.

Auf dem kleinen, idyllischen Kap haben sich natürlich auch die Deutschen während des Zweiten Weltkrieges ein Andenken schaffen müssen. In rund 600 Metern Luftlinie vom Tempel befinden sich Reste einer Bunkeranlage.

Als besonders schön empfand ich die Ruhe. Es hat durchaus seine Vorteile außerhalb der Saison zu reisen. Im Sommer ist hier die Hölle los. Jetzt, im Winter, hatte ich am Tempel nur 4 weitere Besucher entdeckt. Den Rest des Kaps hatte ich ganz für mich allein. Es ist herrlich entspannend, in einer kleinen Felsenbucht zu pausieren und einfach das Rauschen der Ägäis zu genießen.

Nun denn, es sind wieder ein paar Zeilen zusammengekommen. Und die nächsten Pläne stehen an. Bald gibt’s wieder Neues von eurem Streuner. In der Zwischenzeit lohnt es sich auch hin und wieder bei Facebook zu schauen. Bis dahin wünsche ich euch eine gute Zeit.

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