HOHOHO – Weihnachtliche Grüße aus Albanien!

Ein letzter Beitrag für das Jahr 2022. Noch immer bin ich in Albanien unterwegs. Seit dem letzten Post durfte ich einige Dinge sehen und erleben. Den Llogara-Pass, das blaue Auge (The Blue Eye), Gjirokastra, Butrint und die Höhle von Kreshmoi waren dabei. Auch die Angst der damaligen Elite vor Angriffen konnte ich mit der Besichtigung eines Atomschutzbunkers hautnah erleben. Vorher gab es allerdings noch einen Ausflug nach Byllis. Auch eine bemerkenswerte Ruinenstätte, nicht allzu weit von Vlora entfernt. Auf einem Berg mit toller Aussicht in die Bergwelt Albaniens und auf die Vjosa. Die Vjosa ist einer der letzten Flüsse in Europa, die noch in ihrem natürlichen Bett fließt und in den der Mensch bisher keine Eingriffe vorgenommen hat. Natur pur. Byllis war eine Stadt aus dem 4. Jahrhundert v. Chr., welche von Illyrern begründet wurde. Abgesehen von zwei Hunden, war ich der einzige Besuche

Frohe Weihnachten

Frohe Weihnachten

Umzug

Vor einer guten Woche bin ich von Vlora weiter nach Süden (Saranda) gezogen. Der Weg führte über den wunderschönen Llogara-Pass. Mit vielen Serpentinen führte der Weg bis auf über 1.000 Meter Höhe. Der Pass wird nicht umsonst als Albaniens schönste Straße bezeichnet. Ein Traum, nicht nur für Motorradfahrer. Viele Möglichkeiten boten sich anzuhalten und das herrliche Panorama zu genießen. Während der nördliche Teil dicht bewaldet ist, ist es im Süden eher kahl. Eigentlich merkwürdig. Der nördliche Teil bekommt bedeutend weniger Regen ab. Auf etwa halben Wege befindet sich Porto Palermo. Ein zauberhafter kleiner Küstenort mit einer Festung aus dem 19. Jahrhundert. Eine Befestigung gab es wohl schon seit etwa 300 Jahren. Die heute bestehende ist von Ali Pascha Tepelena erbaut worden. Bis in die 90er Jahre lag der Ort in einem militärischen Sperrgebiet. Auch ein U-Boot-Bunker befindet sich ganz in der Nähe. Gegen Nachmittag erreichte ich Saranda bei traumhaftem Wetter und 21 Grad (16. Dezember!).

Naturwunder und Weltkulturerbe

Am Abend lernte ich meinen Nachbarn (Appartement nebenan) kennen. Carlos ist ebenfalls digitaler Nomade und stammt aus Costa-Rica. Er begleitete mich ein paar Tage später bei einem Tagesausflug zum blauen Auge und nach Gjirokastra. Bei schönstem Wetter haben wir uns „The Blue Eye“ angeschaut. Ein Naturphänomen, welches seinesgleichen sucht. Es handelt sich um eine Karstquelle, deren wirkliche Tiefe noch unbekannt ist. Taucher mussten vor einigen Jahren nach etwa 50 Metern in der Höhle abbrechen. Rund 6 Kubikmeter Wasser stößt die Quelle in der Sekunde aus und ist damit die ergiebigste in Albanien. Weiter ging es durchs Bergland nach Gjirokastra. Eine der ältesten Städte Albaniens und seit 2005 UNESCO-Welterbe. Dort nahmen wir an einer kleinen persönlichen Führung (Carlos und ich waren die Einzigen) durch den „Cold War Tunnel“ teil. Ein Atomschutzbunker für 200 Personen, der der damaligen politischen High Society vorbehalten war. Ein ziemlich bedrückendes Gefühl in so einem Betonklotz mitten im Berg. Dazu die Überlegung, dass im Ernstfall ganze 2 Toiletten für 200 Personen reichen mussten. Und dass die „normale“ Bevölkerung keinen Zutritt hatte. Danach sahen wir uns die Stadt an. Mit ihrer eigentümlichen Architektur und den Steindächern hat sie einen eigenen Charme. Die kleinen Straßen und Gassen mit Kopfsteinpflaster und starken Steigungen sind auch für Fußgänger im Winter und bei Regen ein Abenteuer. Barrierefrei sieht anders aus. Schließlich gönnten wir uns noch einen Cappuccino in einem der hoch gelegenen Cafés der Stadt und genossen Sonne und Panorama. Carlos interessierte sich in einem der kleinen Läden der Stadt für eine kleine Gewürzmühle aus Blech. Die Verkäuferin erzählte uns einiges über die Stadtgeschichte und über einen alten Brunnen unter ihrem Laden. Dieser ist durch eine Glasscheibe im Boden zu bewundern. Dazu wurden wir zu einem hausgemachten Raki eingeladen. Den durfte ich leider nicht selbst probieren, da ich ja noch fahren musste.

Zurück in die Steinzeit

Vorgestern machte ich einen Ausflug in Richtung griechische Grenze. Erstes Ziel: Die Höhle von Kreshmoi. Touristisch ist sie noch nicht erschlossen. So kämpfte ich mich durch steiniges und zum Teil steiles Gelände zur Höhle. Wer es ebenfalls versuchen möchte,  ein wenig Fitness und gutes Schuhwerk sollte vorhanden sein. Ein Weg ist nicht beschildert, es gibt keinen. So muss man sich seinen Weg mittels GPS suchen. Die Höhle selbst und das Panorama sind herrlich. Das Bergland, das ionische Meer und Korfu sind eine Augenweide. Der Abstieg gestaltete sich nicht weniger anstrengend als der Aufstieg. Lose Steine und starke Gefälle sind nicht ganz ungefährlich. Besser ist es, die Tour nicht allein zu machen. Eine Bergrettung oder Rettungskräfte mit Hubschraubern sind in Albanien aktuell noch Fehlanzeige. Ich war halt schon als Kind ein wenig verrückt. Glück gehabt, bis auf ein unfreiwilliges Hinsetzen hab ich es ohne Blessuren geschafft.

Nächste Station Butrint

Auf dem Rückweg ging es nach einer Fahrt durch endlose Mandarinenplantagen mit einer Fähre auf die kleine Halbinsel Butrint. Hier befindet sich neben einem Naturpark auch eine der größten und bedeutendsten Ruinenstätten des Landes. Ja, irgendwie hab ich es in Albanien mit den Superlativen. Hier blickt man auf Reste von Gebäuden und Mauern unterschiedlichster Epochen aus etwa 3.000 Jahren. Seit 1992 gehört Butrint zum UNESCO-Weltkulturerbe. Ich reise zur richtigen Zeit. So habe ich das Glück, viele Sehenswürdigkeiten quasi ganz für mich allein zu haben. Im Winter wirkt so eine Ruinenstätte mitten in der Natur herrlich verschlafen. Nicht nur die Ruinen an sich sind hier mehr als sehenswert, auch die Umgebung. Die Stadtmauern, oder Reste davon, grenzen direkt ans Wasser. Dahinter kommen Berge zum Vorschein. Malerisch. Nachdem ich den alten, unteren Teil gesehen hatte, ging es im Zentrum der Anlage bergauf. Die Burg stellt den jüngsten Teil der Stadt dar und beherbergt ein Museum mit archäologischen Funden aus Butrint. Diese gehen tausende Jahre in die Vergangenheit und geben ein lebhaftes Bild von Entwicklung und Können der frühen Bewohner wieder. Eigentlich war das Museum geschlossen. Ein freundlicher Mann von der Security hat es dennoch eigens für mich geöffnet und mir die Möglichkeit gegeben, die Exponate in Ruhe zu besichtigen.

Zurück in Saranda

Abends traf ich auf meinen Gastgeber und seine Familie. Jeden Tag fragen sie, ob alles in Ordnung ist oder ob ich noch etwas brauche. An diesem Abend saßen wir bei einem selbstgemachten Raki zusammen. Kommunizierten mit Wortbrocken, Händen und Füßen und schlussendlich, der Einfachheit halber, mit Google-Translator. Mein Vermieter empfahl mir einen Freund mit Werkstatt. Eine Seltenheit in Albanien, da dieser tatsächlich auch Ersatzteile besorgt. Gestern hab ich eine neue Kupplung und Stoßdämpfer bestellt. Sollte wohl nächste Woche wieder sicher auf den Straßen unterwegs sein. Am Ende des Abends bekam ich noch eine Flasche selbst gebrannten Raki geschenkt. Ich bin eigentlich überhaupt kein Schnapstrinker, aber das Zeug schmeckt wirklich.

Na dann. Das Jahr neigt sich dem Ende, meine Reise geht weiter. Mitte Januar ist das nächste Ziel Griechenland. Nach Ankunft am neuen Ort wird es auch wieder ein Lebenszeichen geben. Bis dahin, gehabt euch wohl, genießt die Weihnachtszeit und rutscht gut ins neue Jahr.

Euer Jürgen

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