Alles auf Anfang

Vor knapp 4 Jahren nahm alles seinen Lauf. Damals wusste ich noch nicht, wie es laufen sollte. Nun bin ich genau an dem Ort, der mich damals zum Nachdenken brachte. Die Welt ist so schön. Warum zum Teufel soll ich meine Zeit an einem Schreibtisch verschwenden und wertvolle Zeit verlieren? Die Transfagarasan und die Transalpina haben mich zum Umdenken gebracht. Und während ich diesen Artikel schreibe, bin ich genau dort. An der Transalpina. Die höchste der asphaltierten Straßen Rumäniens. Noch ist der Hochpass gesperrt. Ich hoffe, dass ich dort vor meiner Abreise noch eine Nacht auf  2.145 Metern Höhe verbringen kann. Aktuell wird dort noch Schnee geräumt. Im April lagen dort noch bis zu 5 Meter Schnee.

Zurück zur Geschichte. Vor gut einem Jahr fiel meine Entscheidung, auf Reisen zu gehen. Der Gedanke war bereits 2019 da. Jedoch fehlten mir da noch die Ideen, wie ich es denn anstellen könnte. Groß Erspartes war nicht vorhanden. Zur damaligen Zeit auch keine Idee, wie ich das nötige Geld denn verdienen könnte. Vielleicht zwingt einen erst die Not zu ernsthaften Überlegungen. Meine Not bestand in der Tatsache, dass ich mich mit meinem damaligen Job nicht mehr identifizieren konnte. Und etwas zu tun, was einem widerstrebt, kostet Kraft und führt zu negativen Gedanken. Nicht nur ein Grund, sondern der Grund, mein Leben umzukrempeln. Das tun, was mir liegt und was mir Spaß bereitet. Dinge, die für mich Sinn ergeben.

Ich bin nach meiner Abreise von Bulgarien quasi dort angekommen wo alles vor Jahren begann. Was soll ich sagen? Geplant war eine Weiterreise nach etwa einem Monat. Ich habe mich entschieden, etwas länger zu bleiben. Rumänien ist ein tolles Land. Landschaftlich wie auch von den Menschen her. Ich habe mich schon 2019 in dieses Land verliebt. Auch wenn es noch vieles gibt, was zu verbessern wäre. So zum Beispiel der Umgang mit Roma. Diverse Projekte zeigen, dass da verdammt viel möglich ist, um die Menschen in die Gesellschaft zu integrieren. Die Vorurteile sind vielfach aus der Luft gegriffen.

Ich selbst war in Romadörfern unterwegs. Abseits der normalen Gemeinden leben sie oft ohne Strom und fließend Wasser. Abgeschieden von der Zivilisation. Abgeschieden von Arbeit, Bildung und Gesundheitswesen. Ausgestoßen aus der Gesellschaft wir früher Leprakranke. Ich habe mit Romakindern Obst geteilt. Was in unserer Welt als ganz normal gilt, ist hier etwas ganz anderes. Einige Projekte, die hier in Siebenbürgen laufen, verdienen mehr Aufmerksamkeit und Unterstützung. Ich lege hier ganz besonders den Verein Roma-Kinderhilfe ans Herz. Jede Spende ist willkommen. Der Verein hat seinen Ursprung in Stapelburg im Harz. Jenny Rasche besuchte 2002 Rumänien und blieb. Sie hat in den Jahren viel geschafft und mit Hingabe vielen Menschen eine Zukunft gegeben.

Siebenbürgen und Umzug

Ein Besuch in Sibiu (Hermannstadt) war sehr schön. Dort gibt es neben der tollen Altstadt sehr viel zu sehen. Was mir 2019 dort entging war ein tolles Freiluftmuseum. Auf einem großen Areal wurden traditionelle Häuser aus den vergangenen Jahrhunderten wiederaufgebaut. Die Gebäude wurden in ganz Rumänien abgebaut und hier wiederhergestellt. Sogar eine kleine orthodoxe Dorfkirche ist dabei. Wirklich sehenswert. Auch das Wetter hat mitgespielt. Trotz nur etwa 40 Kilometer Luftlinie ist es dort erheblich wärmer als in Sugag. So war auch ein leckerer Cappuccino auf dem großen Platz der Stadt drin. Wer Rumänien bereist, sollte Sibiu auf keinen Fall auslassen. Es ist eine der schönsten, wenn nicht die schönste Stadt des Landes. Hier wurde sehr viel saniert und restauriert. Ich werde in den nächsten Wochen noch einmal dorthin fahren.

Anfangs war ich in einem Einfamilienhaus direkt an der Transalpina untergebracht. Vor ein paar Tagen zog ich in eine Villa in einer ruhigen Nebenstraße. Das Haus gehört der selben Vermieterin. Ein reißender Bach vor der Tür. Das Haus hab ich ganz für mich allein. Die Nachbarn sind freundlich und grüßen. Hier und da ist auch etwas Smalltalk mittels Google-übersetzer drin. Ein Straßenhund hat sich auch bereits mit mir angefreundet. So eine Liebe. Leider kann ich sie nicht mitnehmen. Mir geht’s gut.

Nachhaltigkeit leben

Vor ein paar Tagen fuhr ich mit meiner Vermieterin auf einen Flohmarkt nach Alba Lulia (Karlsburg). Interessant. Er hat mich ein wenig an die Flohmärkte in Ostdeutschland kurz nach der Wende erinnert. Wegwerfgesellschaft? Nein. Hier finden Dinge einen Käufer, die in Deutschland ohne Überlegung in der Tonne landen. Ich glaube, dass es gar nicht so sehr mit Armut zu tun hat. Wir haben verlernt, dass Dinge länger genutzt werden können oder dass sie jemand anders vielleicht brauchen könnte. Wir können auch hier viel lernen.

Sonst mache ich hier regelmäßige Spaziergänge in der Umgebung zum Ausgleich für meine Arbeit am Laptop. Die Augen wollen Natur sehen. Arbeiten muss ich nun verstärkt. Meine Reisepläne verlangen nach einer finanziellen Grundlage. Also ran an den Speck und schreiben bis die Finger glühen.

Alles auf Anfang!

Womit wir wieder beim Titel sind. „Alles auf Anfang!“ Hier in den Karpaten fing alles an. Der erste Gedanke an das Leben, welches ich jetzt führe. Nun eine Änderung der Pläne und der Beginn der Vorbereitung des größten Abenteuers meines Lebens an selber Stelle. Lassen wir die Spiele beginnen. Kommentare sind erwünscht. Ihr dürft mir auch gern auf Instagram und Facebook folgen.

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