Eine andere Welt: Afrika!
In der Hoffnung, dass die schlimmste Hitze in Afrika vorbei ist, habe ich den Schritt nach Marokko gewagt. Am 12.09.2024 ging es mit der Fähre von Algeciras nach Tanger Med. Das Hafengelände in Algeciras ist reichlich unübersichtlich (oder ich etwas zu blöd). Den richtigen Anleger zu finden raubte mir jedenfalls einiges an Zeit und es wuchs die Panik, dass ich die Fähre verpassen könnte. Aber nein. Alles gut. Das Verladen der Lkws nahm einige Zeit in Anspruch, sodass ich noch fast eine Stunde in meinen Motorradklamotten bei rund 35 Grad brutzeln durfte. Die Klimaanlage an Bord empfand ich dann erstmal als sehr angenehm. Doch das sollte sich noch rächen. Eine Passkontrolle nebst Einreisestempel gab es gleich auf dem Schiff, was später Zeit sparte.
Etwa 1,5 Stunden später legten wir in Marokko an. Die Grenzkontrolle war gleich auf dem Hafengelände. Nach einer zweiten kurzen Passkontrolle kam die Fahrzeugkontrolle. Mein Mopped wurde durchleuchtet. Danach noch kurz Koffer öffnen für einen oberflächlichen Blick des Zollbeamten und fertig war es. Ziel des Tages war das etwa 40 Kilometer entfernte Tanger. Dort wollte ich mich erstmal für zwei Tage akklimatisieren. Ich fand ein Airbnb fast im Zentrum mit einer abgeschlossenen Unterstellmöglichkeit für mein Motorrad.
Erstmal ankommen: Tanger
Was mir sofort auffiel: Die Herzlichkeit und Zugänglichkeit der Menschen hier. Oft wurde ich angesprochen, woher ich komme, was ich mache und so weiter. Oder ich wurde einfach gegrüßt. Nein, da steckten keine finanziellen Interessen dahinter. In den weiteren Tagen bisher habe ich erfahren, das ist hier so. Vermutlich auch religiös bedingt. Abends habe ich noch eine kleine Erkundungstour unternommen und mir eine private Stadtführung gegönnt. Hier konnte ich gleich beweisen, dass ich feilschen kann. Tut man es nicht, zählt man zu den Spielverderbern. Letzten Endes habe ich die Stadtführung von 500 MAD (Dirham) auf 200 gedrückt. Das ist hier viel Geld. 100 MAD sind etwa 10 Euro.
Weiter Richtung mittlerer Atlas in Afrika
Zwei Tage später bin ich rund 350 Kilometer weiter (etwas südlich von Fes) gefahren. Eine anstrengende, aber wunderschöne Tour mit teils atemberaubenden Landschaften. Der Verkehr hier ist ebenfalls gewöhnungsbedürftig. Überholen vor oder in Kurven oder bei Gegenverkehr ist Normalität. Trotzdem ist es (für mich) gefühlt entspannter als in Deutschland. Das mag auch an den vielen Polizeikontrollen liegen. Alle paar Kilometer stehen Polizisten. Bisher wurde ich immer freundlich durchgewunken. Für all jene, die ebenfalls mit dem Fahrzeug durch Marokko fahren wollen: Seht ihr Kontrollen, fahrt Schrittgeschwindigkeit, schaut freundlich zu den Polizisten und wartet auf ihr Zeichen, weiterzufahren. Ich kenne es bereits aus den Balkanländern. Winkende Kinder. Auch hier sind sie allgegenwärtig.
Erster Schaden!
Gegen Abend kam ich reichlich erschöpft auf dem Campingplatz an. Leider hat meine GS serienmäßig einen sehr merkwürdigen Seitenständer. Das Mopped steht auf ihm sehr schräg. Bei voller Beladung reicht eine kleine Neigung zum Umfallen. Das wurde mir auf dem Campingplatz zum Verhängnis. OK, der Schaden war nicht schlimm. Während ich eincheckte, fiel Gisela krachend um. Blinkerglas und Windschutz waren betroffen. Nach Zeltaufbau und Dusche waren die Schäden dank Sekundenkleber und Panzertape dann schnell notdürftig behoben. Für das Abendessen habe ich mir eine leckere Tajine bestellt. Eines der Nationalgerichte Marokkos, das es in unzähligen Varianten gibt und das unbedingt empfehlenswert ist.
In den „Affenwald“
Auf dem Campingplatz in Azrou blieb ich ein paar Tage, die ich für kleine Ausflüge und zum Arbeiten nutzte. Unter anderem habe ich mir einen Zedernwald in der Nähe angeschaut, in dem wilde Berberaffen leben und die wohl größte Zeder Marokkos steht. Interessant war es wohl. Allerdings auch sehr touristisch. Die Tiere sind den Menschen bereits gewöhnt und würden vermutlich ohne die zusätzliche Fütterung kaum überleben. Zudem liegt viel Plastikmüll herum, der teilweise auch von den Affen gefressen wird. Nicht schön. Einer der Affen hat versucht, meine Wasserflasche zu stibitzen. Hat er nicht geschafft. Aber meine an der Windschutzscheibe klebende Gummispinne hat er ergattern können.
Weiter Richtung Marrakesch!
Vor ein paar Tagen fuhr ich weiter ins Land. Ich befinde mich nun etwa 150 Kilometer vor Marrakesch und in der Nähe des Hohen Atlas. Ich habe hier einen kleinen aber feinen Naturcampingplatz entdeckt (Traumschiff Walhalla). Dieser wird von einer kleinen deutschen Familie geführt. Auch hier habe ich bereits einiges erleben dürfen. Die Landschaften hier sind wunderschön. Alle paar Kilometer öffnen sich völlig andere Ausblicke.
Gestern war ich in Azilal. Ich habe mir den dortigen Souk (Wochenmarkt) angeschaut und habe auf dem Rückweg ein Berberfest entdeckt. Am Nachmittag habe ich mir den größten Wasserfall Marokkos, die Ouzoud-Fälle, angeschaut. Wunderschön.
Nun bin ich wieder etwas am Arbeiten und werde am Dienstag wohl weiter in Richtung Marrakesch oder mitten in den Hohen Atlas fahren. Ich bin mir noch nicht ganz schlüssig. Im nächsten Blogbeitrag werdet ihr es erfahren.
Bis dahin, seid herzlich gegrüßt und lasst Kommentare da!
Bis bald
Euer Jürgen